N-20 Aiguillon

Das eidgenössische Flugzeugwerk Emmen entwickelte in der Zeit von 1948 bis 1952 das Kampfflugzeug N-20 Aiguillon. Im Mai 1948 erhielt die Firma Gebrüder Sulzer AG ausserdem den Auftrag zur Entwicklung eines Triebwerks swiss mamba sm-01 für das Flugzeug N-20. Im Juli 1949 lag das militärische Anforderungsprofil des Waffenchefs der Flieger und Fliegerabwehrtruppen vor. Das Pflichtenheft mutet heute utopisch an. Das Waffensystem sollte sich für die Luftverteidigung und für den Erdkampf eignen. Der Entwurf enthielt zahlreiche Innovationen: Deltaflügel, vier Triebwerke im durchströmten Flügel, Nachbrenner, Schubumkehr, Landebremsschirm, verstellbare Flügelnase, Waffenwanne als Wechselsatz, absprengbare, klimatisierte und dichte Pilotenkabine mit Kabinen- und Pilotenfallschirmen. Als Bewaffnung waren Kanonen, ungelenkte Raketen und Bomben vorgesehen. Es sollte eine Spitzengeschwindigkeit im Überschallbereich (1200 km/h) erreicht werden. Im Februar 1952 wurde der Bau eines zweiten Prototyps beim Flugzeugwerk Emmen gestoppt und die Weiterentwicklung der swiss mamba-Triebwerke (sm-03 und sm-04) bei der Gebrüder Sulzer AG sistiert. Kurz vor dem Erstflug untersagte Bundesrat Karl Kobelt im
Januar 1953 die Rollversuche und besiegelte damit den Projektabbruch. Die in der Schweiz entwickelten Triebwerke erreichten die notwendige Leistung nicht. Es hätte sich eine umfassende Änderung des Entwurfs mit zwei Triebwerken des britischen Typs Armstrong-Siddeley Sapphire als notwendig erwiesen. Die aktive P-16-Lobby aus der Ostschweiz wirkte im Hintergrund am Begräbnis des N-20-Projekts mit.

Zur Erprobung der Flugeigenschaften wurden vorab zwei flugtüchtige Modelle im Massstab 3:5 gebaut:
- ein Schleppsegler N-20.1
- ein Modell mit vier Kleinturbo-Strahltrieb werken zu je 100 kp Standschub. N-20.2 Arbalète

Der eigentliche Prototyp N-20.10 Aiguillon (Stachel) war 1952 fertig, während den Rollversuchen ab Januar 1953 führte Testpilot Mathez einen kurzen Starthüpfer durch. Da das eidgenössische Parlament jedoch am 14. März 1952 die Kredite für die gesamt Triebwerkentwicklung strich, wurde das N-20 Programm abgebrochen, das Flugzeug im November 1953 mit Startverbot belegt.

Nach dem Scheitern des N-20-Projektes 1953 stand der Ajguillon von 1965 bis 1988 im Verkehrshaus Luzern, seit 1988 ist er im Air Force Center in Dübendorf ausgestellt.

Immatrikulation: X-N-20

Allgemeine Information  
Entwicklungsfirma Eidg. Flugzeugwerk (F+W) Emmen, Chef-lng. J. Branger, CH
Hersteller Eidg. Flugzeugwerk (F+W) Emmen, CH
Baujahr 1948 bis 1952
Verwendungszweck Erdkampf
Besatzung 1 Pilot
Anzahl Flugzeuge 1
Technische Daten  
Bauart Freitragender Mitteldecker, Deltaform, Ganzmetall, vier Doppelstrom- Turbostrahltriebwerke
Abmessungen Spannweite 12,60 m; Länge 12,60 m; Höhe 3,67 m; Bezugsfläche 53,85 m2
Gewichte Rüstgewicht 6550 kg; Zuladung 2450 kg; max. Abfluggewicht 9000kg
Triebwerk Modell: Swiss-Mamba SM-01
Entwicklungsfirma: Armstrong-Siddeley, Coventry, GB und Eidg. Flugzeugwerk, Emmen, CH
Hersteller: Armstrong-Siddeley, Coventry, GB und Eidg. Flugzeugwerk, Emmen, CH
Typ: Axial-Doppelstrom-Turbostrahltriebwerk mit Nachverbrennung im Nebenstrom und Schubumkehrung
Kompressor: axial, 10stufig; Verdichtungsverhältnis: 5,0:1; Anzahl Brennkammern: 6; Luftdurchsatz: 25,7 kg/s; Turbine: axial, 2stufig
Leerlauf-Drehzahl am Stand: 3200 U/min
Vollast-Drehzahl am Stand: Hauptkompressor 15000 U/min
Vollast-Drehzahl am Stand: Niederdruckstufe 9000 U/min
Standschub: pro Triebwerk = 635 kp
Bewaffnung Kanonen, Raketen, Bomben
Ausrüstungen Absprengbare Pilotenkabine, verstellbare Flügelnasen, Einziehfahrwerk, Radbremsen, Sauerstoffgerät, Funk-, Blind- und Nachtflugausrüstungen, Landebremsschirm
Flugleistungen  
Reisegeschwindigkeit 1100 km/h
Steigleistung 95 m/s
max. Einsatzhöhe 16000 m.ü.M.
Flugdauer 1 Std. 10 Min.
Reichweite 1060 km