Mirage lll

Wundererscheinung bedeutet Mirage, und tatsächlich sollte das EMD sein Blaues Wunder mit der Mirage erleben.

Beschaffung

Ab 1956 werden auf der Suche nach einem Nachfolgeflugzeug für die Vampire ausländische Kampfflugzeuge getestet. Mit dem russischen Einmarsch in Ungarn ist der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt. Der Bundesrat entscheidet sich für die Mirage III (S für Suisse) und beantragt 1961 dem Parlament einen Kredit von 871 Mio. Fr. für die Beschaffung von 100 Maschinen. Die Räte stimmen zu. Für die Mirage, deren Zelle und Triebwerk in der Schweiz in Lizenz gebaut werden soll, sprechen die Leistungen, dann aber auch die Nähe zum Herstellerwerk Kurz nach Baubeginn zeichneten sich aber infolge technischer Änderungen grosse Kostenüberschreitungen ab, was zu einer heftigen politischen Diskussion führte. Als Folge davon beschloss das Parlament eine Reduktion des Beschaffungsprogramms auf folgende Stückzahlen:

Immatrikulation

36 Mirage III S Abfangjäger Baujahr 1966 - 1983 J-2301 - J-2336
18 Mirage III RS Aufklärer Baujahr 1965 - 1969 R-2101 - R-2118
4 Mirage III BS Ausbildung Baujahr 1964 - 1969 U-2001 bis U-2004, später J-2001, J-2004
2 Mirage III DS Ausbildung Baujahr 1983 J-2011, J-2012
1 Mirage III C Flugversuche Baujahr 1962 J-2201


1969 ist die Beschaffung der Kampfflugzeuge Mirage III S abgeschlossen, 1970 jene der Aufklärerversion III RS. Die von den Räten bewilligten 57 Flugzeuge sind damit bei der Fliegertruppe.

Seit Inbetriebnahme (1966) bildeten die Abfangjäger Mirage III S das Rückgrat der Schweizerischen Luftverteidigung. Sie wurden besonders für Abfangeinsätze mit Überschallgeschwindigkeit und in grossen Höhen bis 15'000 m/Meer eingesetzt. Die durch einen Simulator (SIMIR) unterstützte Ausbildung brachte die Piloten jederzeit auf einen guten Trainingsstand.

Bis zu acht Feststoffraketen unter dem Flugzeugrumpf verkürzen die Startstrecke auf unter 300 m. So kann das Flugzeug von einem teilweise zerstörten Flugplatz evakuiert werden: 300 m intakte Piste sollten auch dann noch vorhanden sein. Zum kurzzeitigen Steigen und Beschleunigen in extremen Höhen um 20'000 m wird ein SEPR-Raketenmotor unter dem Rumpfheck mitgeführt. Aus dieser Höhe soll die Mirage hochfliegende feindliche Bomber angreifen und dann ihre zwei Lenkwaffen HM-55S Falcon einsetzen. Für den Luftkampf ist sie mit zwei 30-mm-Kanonen und zwei Sidewinder-Infrarotlenkwaffen ausgerüstet.

Ein zuverlässiges Flugzeug

Von den insgesamt beschafften 61 Mirage-Maschinen aller Versionen gehen von 1964-1999 deren zehn durch Absturz verloren; sieben davon sind III S. Drei Piloten und eine Drittperson werden dabei getötet. Unfallursache sind vor allem Pilotenfehler, aber auch Vogelkollision, Triebwerkausfall und Meteoeinfluss.

Kampfwertsteigerungen

Im Laufe ihrer langen Einsatzzeit wird die Mirage-Flotte kontinuierlich Modifikationen zur Erhöhung ihrer Kampfkraft unterzogen, wobei die Flugzeuge elektronische und aerodynamische Verbesserungen erfahren. Die auffallendste Veränderung des Flugzeugäusseren bringen die 1988 - 1992 zusätzlich angebrachten seitlichen Vorflügel (Canards). Sie verbessern die Wendigkeit im unteren Geschwindigkeitsbereich. Auch ein neuer Schleudersitz und Chaff-and-flare-Dispenser werden eingebaut. Gleichzeitig erhält die S-Flotte den bei den Zweisitzern schon vorhandenen Tarnanstrich in stumpfem Grau.

Das Ende

1998 wird beschlossen, die noch vorhandenen 29 Mirage III S auf Ende 1999 ausser Dienst zu setzen. Der FA-18 ersetzt die Mirage III S. Ende 1997 wird die erste F/A-18-Staffel operationell: Eine neue Generation von Abfangjägern ist damit einsatzfähig, ein Flugzeug, das den Gegner auf 100 km Distanz sieht und auf 30 km bekämpft, und zwar mehrere Ziele gleichzeitig. Beim Mirage sind es 30 km Sicht und 12 km Einsatzdistanz.
Die Ära des Mirage III RS geht definitiv dem Ende entgegen. Auf den 31.12.2003 werden die verbliebenen 16 Aufklärer ausser Betrieb gesetzt. Somit endet die 38jährige Geschichte des Mirage III RS in der Schweizer Luftwaffe. Mirage in der Abschiedsbemalung black und white. Die Farben symbolisieren die Schwarzweissbilder, welche die Piloten im Aufklärungseinsatz gemacht haben.

Die Mirage lll diente in den Fliegerstaffeln

Fliegerstaffel 16 Mirage lll S 1966 - 1999
Fliegerstaffel 17 Mirage lll S 1967 - 1999
Fliegerstaffel 3 Mirage lll RS 1922 - 2002
Fliegerstaffel 4 Mirage lll RS 1992 - 2000
Fliegerstaffel 10 Mirage lll RS 1968 - 2003
Fliegerstaffel 16 Mirage lll BS 1966 - 2003


Mirage Unfälle

3.4.1969 Mirage lll BS U-2002 Absturz in den Vierwaldstättersee im Landeanflug auf Buochs (NW) infolge Triebwerksdefekt. Maj A. Taminelli (FL) Inster OF, † Oblt E. Hofer (Fl Sch) Fl St 10
27.8.1970 Mirage lll S J-2328 Absturz bei Combremont-le-Petit (VD) infolge Treibstoffmangel, Pilot unverletzt. Oblt HU. Jost Fl St 17
23.10.1974 Mirage lll S J-2307 Absturz bei Payerne (VD) nach Start wegen Kollision mit Vogelschwarm, Pilot verletzt. Hptm H. Stab Fl Rgt 3
24.3.1977 Mirage lll BS U-2003 Kollision mit Mirage lll S J-2310 beim Verbandsüberflug Flugplatz Payerne. Hptm D. Girardet (1. Pil) Ueg Stab Fl Rgt 2, Hptm C. Keckeis (2. Pil) Instr Of Kdt Stv Fl St 17
24.3.1977 Mirage lll S J-2310 Absturz bei Payerne (VD) nach Kollision mit U-2003. Hptm Oblt D. Trösch UeG Fl St 17
23.3.1981 Mirage lll S J-2316 Absturz am Albristhorn BE. Kollision mit Gelände. † Oblt J. Fürer Fl St 16
21.5.1981 Mirage lll S J-2323 Absturz in Diemtigtal BE nach Kollision mit Tiger J-3013, Pilot verletzt. Oblt B. UeG Fl St 17
18.11.1981 Mirage lll S J-2320 Absturz bei Moutier (BE) nach Kollision mit Tiger J-3018, Pilot verletzt. Hptm Jürg Imhof UeG Fl St 18
3.8.1983 Mirage lll RS J-2101 In Dübendorf wegen einer Fehlmanipulation durch R-2108 im Stand beschossen. Demontiert und im Eidg. Flugzeugwerk in Emmen wieder aufgebaut.  
21.2.1994 Mirage lll S J-2336 Name 'Geronimo' ; Absturz beim Sanetschpass (VS), Oblt O. Queloz UeG, Fl St 17
11.7.1994 Mirage lll RS R-2105 Schaufelbruch mit anschliessendem Triebwerksbrand. Schwere Schäden an Rumpf und Elektronik. Notlandung in Sion (VS). Oblt S. Fl St 4
20.2.1997 Mirage lll RS R-2101 Absturz bei Ste-Croix (VD) † Oblt D. Schoch Fl St 3